KAISER AUGUSTUS

 

 

Beim Bummeln durch den Markt vor der Markthalle in der größten und ältesten Stadt Istriens, in die Lilly nicht so gerne geht, weil da die frischen Fische angeboten werden, möchte sie immer wieder diese saftigen Melonen und die kirschgroßen, blauen Trauben mit nehmen so viel sie tragen kann. In alten Zeiten war Pula von einer Stadtmauer umgeben, durch die man nur durch die zehn Tore kam.

 

 

Lilly würde damals lieber innerhalb der Mauer gewohnt haben und in schönen Kleidern und Blumenkranz im Haar über das Foro romano zu den sechs korinthischen Säulen des Augustustempels spazieren. Ein Stück weiter kommen zu den frischen Früchten vom Markt noch schöne Ledertäschchen und Muschelkästchen dazu und durch das Goldene Tor, einen Triumphbogen, welches da schon seit 27 v. Chr. steht und von einer Beamtenfamilie zu Ehren derer Verwandten erbaut wurde und Fotos vor dem Herkules-Tor geht es wieder zur Bushaltestelle, der sie in wenigen Stationen zum Haus in der Bucht bringt.

 

Franziska, die Zwillingsschwester der Oma ist zum ersten Mal hier zu Besuch und will eine Station früher aussteigen, wovon sie die Oma lautstark und auf kroatisch zurückhält. Diese fängt zu diskutieren an und bald diskutiert der ganze Bus mit. Lilly findet das zwar witzig, aber sie erinnert die beiden daran, dass sie bei der nächsten Station nun wirklich raus müssen. Die Türen öffnen sich schon, plappern die Zwillinge immer noch mit den Fahrgästen.

 

 

Nach einem kleinen Imbiss gehen Lilly, ihre Schwester und Mutter alleine zum Strand, weil es Oma und ihrer Schwester zu heiß ist in der Mittags-Sonne. Sie haben sich Tücher über den Kopf gezogen und sitzen mit angewinkelten Beinen und den Füßen auf Schemeln auf der schattigen Terrasse.

 

 

Entweder liegt man vom flachen Ufer des Strandes weg gleich auf der Luftmatratze und paddelt sich mit den Armen nach draußen, um in der Sonne zu bräunen oder man schwimmt mit der Matratze raus und versucht dann mehr oder weniger albern auf diese zu krabbeln. Der nasse Bikini ist dann schnell getrocknet normalerweise, nur dieses mal klebt etwas am Oberschenkel und brennt wie Feuer.

 

 

Lilly zappelt aus dem Wasser hoch und schiebt das wabbelige, klebrige Teil mit dem Handrücken von der Haut die gerötet zurückbleibt und brennt wie von hundert Ameisen gebissen. Sie liegt auf der roten Luftmatratze und beobachtet die ruhige Wasseroberfläche in der Bucht und nachdem sich immer wieder etwas bewegt darin, paddelt sie wieder zurück zum Ufer. Lilly fällt auf, dass sich im Gegensatz zu sonst niemand im Wasser aufhält.

 

 

An Land erklärt ihr die Mutter, dass es manchmal vorkommt, dass Medusas von Strömungen in die Bucht getragen werden und dies ist jetzt der Fall - mit Schwimmen wird es nichts die nächsten Tage. Ihre Oberschenkel-Vorderseite sieht aufgequollen und gerötet aus, brennt nicht mehr, dafür juckt es jetzt. Sie deckt es ab, damit die Sonne es nicht noch mehr erhitzt und mischt die Spielkarten. "Wer verliert, trägt die Luftmatratzen nach Hause.", lacht sie.