römische verhaltensweisen

 

 

Schön langsam wird Lilly ein Teil dieser Millionenstadt, in der die historischen Anfänge immer noch präsent sind und nicht ohne Grund Ewige Stadt genannt wird. Sie beginnt römisch, also sexy, kommunikativ, impulsiv, rasant, sehr herzlich, abwechselnd mit temperamentvoll und engagiert zu sein. Sie hat gelernt, wenn der Tagesablauf fließen soll, auf ihre eigenen Interessen zu achten und trotzdem zu schätzen, was man hier eigentlich hat an dem ganzen Aktivity zwischen jahrtausendealten Gemäuern.

 

 

Sie ruft laut den Verkehrsteilnehmern Apelle zu, plant ein, dass ihr Fußgänger während der Autofahrt vor die Motorhaube laufen, ohne links und rechts zu schauen, erledigt mehrere essentielle Dinge im Auto, wie frühstücken, Zeitung lesen, Augenbrauen nachziehen, Schuhe wechseln, sie spricht nicht mehr, sondern singt, sie grüßt generell jeden, hat zu allem etwas zu kommentieren, ohne auf eine Antwort zu warten - nur in die typischen Caféterias, wo die Tassen so klein sind wie Fingerhüte hat es sie noch nie verschlagen, einfach weil sie keine Kaffeetrinkerin ist.

 

 

Trotzdem wirft sie oft einen Blick hinein, wo sich Römer in Anzügen und Römerinnen in engen sexy Kostümen bei Espressi treffen und einen Bissen vom Mandelgebäck nehmen. In solch kleinen Läden ist es laut wie in einer Markthalle, meist läuft auch an der Wand hinter der Bar ein kleiner TV mit Nachrichten oder Sportsendungen.

 

 

Es liegen großformatige Newspaper auf kleinen Tischen mit Tischbeinen aus schwarzem, geschwungenen Eisen und kleinen, runden, ledergepolsterten Sesseln. Die Wände sind meist spiegelbedeckt, um einen Großraumeffeckt vorzutäuschen, keiner hängt die Jacke ab, weil es ein ständiges Kommen und Gehen ist. Alle zwei Sekunden gibt einer seine Bestellung auf, dann läuft die Maschine auf Hochtouren, bezahlt wird gleich.

 

 

Es wird kühler, deswegen hört man die süditalienische Hektik nicht mehr so auf den Straßen, weil die Autofenster und Türen der Cafeteria geschlossen sind, doch beginnt nun die Adventzeit und Lilly wird mit der schönsten und stimmungsvollsten Weihnachtsbeleuchtung belohnt.

 

 

Die Baumkronen an den Hochbetrieb-Straßen sind üppig geschmückt und so ergibt sich eine endlose Allee aus aneinandergereihten Lichterinseln, zwischen denen die Meere aus Scheinwerfern und Rücklichter der Fahrzeuge flimmern. Der Alltag und die Wege mit den Kindern laufen problemlos ab und sie hat, trotz viel Tagesfreizeit das Gefühl, die Mutter zu entlasten.

 

 

Die Wege werden zur Routine und trotz viel Tagesfreizeit hat Lilly das gute Gefühl, die Mutter wesentlich zu entlasten während deren Arbeitstagen. Diese kann sozusagen von Montag bis Samstag Früh für sich selbst und an die Karriere denken. Die Kinder sprechen gut Deutsch, doch Lilly hat sich mit den alltäglichen Grundwortschatz-Fetzen über die Zeit gerettet und als sie von ihrer Urlaubsbekanntschaft hört, er verbringt ein Jahr in der Universitätsstadt Perugia kommen ihr neue Ideen.